Der letzte europäische Austausch

Erfunden in Mahlerten auf der Kirchwiese am 13.08.2021

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Der letzte europäische Austausch

Erster Akt

Sabine Maier ist 20 Jahre alt und Feuerwehrhauptfrau aus Mahlerten. Es war ihr Kinderheitstraum gewesen, als Feuerwehrfrau nach England zu gehen. Mit 18 Jahren war es soweit gewesen: Sie hatte Bekannte in London und sich den Traum durch das letzte europäische Austauschprogramm vor dem Brexit erfüllen können. Sabines Feuerwache ist am Big Ben in London. Für sie war Sarah Sabin Myer, 19 Jahre alt, zur Feuerwehr nach Mahlerten gekommen.

Es ist Sommer 2021 an einem Freitag, den 13ten, in Wales. Sabine hat Urlaub und reist da so rum. Sabine befindet sich in einem Freibad direkt am Meer. Sie öffnet gerade von außen die Tür der Telefonzelle am Beckenrand. Axel, ihr zweijähriger Bernhardiner, betritt die Telefonzelle. In der Nähe befinden sich 50 Besucher, die Zeitreisende sind. Diese kann Sabine manchmal sehen. Das liegt an ihrer Sonnenbrille von Fielmann. Die ist spezial-verspiegelt. Sabine sieht die Zeitreisenden allerdings nur, wenn sie die Brille aufhat. Im Augenblick sieht sie sie nicht, denn sie hat die Brille zwar auf, aber oben auf dem Kopf.

Die 50 Zeitreisenden befinden sich in der Telefonzelle, alle am Griff des Telefonhörers.

Sabine schimpft mit ihrem Hund: »Raus!«, sagt sie, denn sie will ja rein. Der Hund springt aber in der Zelle hoch, er sieht die Zeitreisenden auf dem Telefonhörergriff, und er will telefonieren. Die Telefonzelle ist eine Zeitkapsel, mit der die Besucher reisen. Axel, der Hund, will zurück nach Hause, nach Mahlerten. Er selbst ist kein Zeitreisender. Er will einfach zurück. Kann er das? Naja. Im Moment kann er nur sabbern. Und er drückt mit seiner Pfote irgendeine Taste. Am anderen Ende meldet sich die Zeitreisevermittlungsstelle, und zwar genau die Sarah Sabin Myer, die im Moment Mahlerter Austausch-Feuerwehrfrau ist. Zufällig ist sie heute auch Zeitreisevermittlungsstelle. Sie ist allein auf der Feuerwache – eine muss ja da sein – die übrigen Kollegen und Kolleginnen machen heute einen Betriebsausflug nach Wales. Dass ausgerechnet heute in Mahlerten die Zeitreisevermittlungsstelle sitzt, weiß niemand von den Feuerwehrleuten, auch Sarah weiß es noch nicht. Das ist ein Vermittlungsfehler.

Die Feuerwehr Mahlerten, Männer und Frauen, insgesamt 35 Personen, befinden sich im Augenblick in einem hochmodernen Zug auf dem Weg nach Wales. In diesem Zug gibt es auch ein Rugbyfeld. Gerade spielen die Frauen gegen die Männer.

Axel, der Bernhardiner, hatte auf dem Telefon wahllos Tasten gedrückt. Dass er genau bei Sarah Sabin ankommt, hängt mit den Zeireisenden auf dem Griff zusammen. Sie wissen sehr wohl, wie die Nummer der Zeitreisevermittlungsstelle geht. Und tippen diese Nummer auch alle ein. Die Zeitreisenden wollen nämlich auch zurück nach Hause: ins Mittelalter. Nach zwei Wochen in der Jetzt-Zeit ist ihnen langweilig geworden, weil sie wegen Corona Masken tragen müssen. Sie wollen zurück ins Mittelalter, keine Masken, keine Handys, außerdem waren sie bei der Reise nach Wales geschrumpft und wollen wieder groß sein. Und ihre Familie wiedersehen. Und mal ordentlich feiern. Sie tragen alle sehr kleine Masken. Dass sie die tragen müssen, wissen sie von Sabine Maier. Sie ist nämlich die Sicherheitsbeauftragte der Zeitreisenden. Deshalb auch die besondere Sonnenbrille von Fielmann.

Sarah Sabin auf der Feuerwache in Mahlerten sagt »Hallo, wer spricht da?« in den Hörer. Sabine hatte eigentlich genau mit ihr, ihrer besten Freundin Sarah Sabin, telefonieren wollen. Die beiden hatten sich damals beim Austausch auf der Hälfte der Reise getroffen und dort gemeinsam Rauhaardackel angeguckt, etwa zwei Stunden, weil Axel einen Freund brauchte. Axels neuer Freund, der Rauhaardackel Gertrud fuhr aber mit Sarah Sabin nach Mahlerten.

Sabine wollte nicht nur telefonieren, sie wollte auch duschen. Die Telefonzelle ist nämlich gleichzeitig eine Nasszelle, in der man auch duschen kann, und steht deshalb direkt am Beckenrand. Sabine stolpert rückwärts ins Schwimmbecken.

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Der letzte europäische Austausch

Zweiter Akt

Axel sabbert »Hat's geklappt? Werd' ich Vater? Hat's geklappt mit unseren Babys?« in den Telefonhörer. Sarah Sabin hat nämlich eine Superkraft: Sie kann das Sabbern von allen Hunden verstehen. Das hat sie von ihrer Mutter. Außerdem hat jeder eine Superkraft. Sarah Sabin ruft ihrem Rauhaardackel Gertrud zu: »Was!? Du bist schwanger?« Der Rauhhaardackel, 1 1/2 Jahre alt, antwortet Sabber, das heißt »ja«.

Sabine, die gerade in Wales ins Schwimmbecken fällt, hört einiges aus der Telefonzelle und weiß nun, dass ihr Hund Axel Sarahs Hund geschwängert hat. Sie schlägt beim Fallen mit dem Kopf auf; außerdem kann sie nicht schwimmen. Sabines Kopf blutet. Sie wird gerettet: Axel, ihr Bernhardiner, kommt, sie zu retten: er schwimmt unter sie und drückt sie hoch. Sie kriegt wieder Luft. Ein junger 20-jähriger Mann, Paul Anderson, rettet sie. Er ist Rettungsschwimmer und Sportlehrer. Er macht Mund-zu-Mund-Beatmung, sie noch im Wasser, er am Beckenrand.

Sabine wird wach und sucht mit dem Fuß ihre Sonnenbrille. Die befindet sich unter Wasser am Beckenrand. Aber Sabine findet sie nicht und schreit »Meine Sonnenbrille, wo ist sie? Wo sind die Zeitreisenden?« Sabine schreit nochmal Sie ist so aufgeregt; sie hatte sich bei der Mund-zu-Mund-Beatmung mächtig erschrocken. Aber Axel, ihr Hund, findet die Sonnenbrille. Er gibt sie ihr, aber Paul nimmt sie ihr wieder weg. Sie schreit nochmal!

Paul setzt sich die Sonnenbrille auf und kann auf einmal die Zeitreisenden sehen. Sie leuchten im Dunkeln, aber er denkt, es seien Ameisen. Paul ist heimlich auch Spion. Er ist ein Geheimagent des CIA – Centrum für Intergalaktische Aufgaben. Seine Mission: Zeitreisende aufspüren, da sie uns vielleicht schaden könnten: sie könnten Handys klauen und die verschiedenen Universen ins Chaos stürzen.

Sabine schreit immer noch! Sie versucht, die Brille wieder an sich zu reißen. Sie springt Paul an, kann die Brille aber nicht ergattern, auch Axel springt Paul an und dieser stolpert daraufhin in die Telefonzelle. Dabei geht die Brille kaputt und der Zeitreisemechanismus wird ausgelöst. Das passiert immer, wenn eine solche spezial-verspiegelte Brille von Fielmann kaputt geht. Die Telefonzelle verschwindet, zusammen mit Paul, den Zeitreisenden und der kaputten Brille.

Landen tun sie auf einer Burg. Das ist die Burg, wo die Zeitreisenden herkommen. Sie bekommen ihre volle Größe wieder. Alle 50 sind Kreuzritter. Und es ist ihre Burg: die einzige Burg mit einem mittelalterlichen Schwimmbad. Paul landet dort mit und hat fortan dort eine sinnvolle Aufgabe. Ihm bleibt ja nichts anderes übrig. Spion sein, kann er nicht mehr. Er ist da leider geparkt.

Sabine in Wales am Beckenrand weiß gar nicht, ob das alles von dem Sturz kommt. Ob alles, was vorher passierte, überhaupt wahr ist. Ihr Kopf tut weh, die Telefonzelle ist weg...

Sarah Sabin in Mahlerten hängt noch am Telefon.

Sabine Maier findet das Handy von Paul und könnte ihre Freundin in Mahlerten jetzt anrufen. Oder auch deren Kollegen im Zug, die ja Sabines ehemalige Kollegen sind, macht sie aber nicht. Sie kennt die gar nicht mehr so gut.

Zuerst ruft sie bei Fielmann an, weil sie eine neue Brille braucht. Es gibt ja noch mehr Zeitreisende, auf die sie als Sicherheitsbeauftragte aufpassen muss. Dann ruft sie doch noch bei Sarah Sabin in Mahlerten an und sagt: »Ich will nach Hause« Sarah antwortet: »Das rate ich dir. Wegen dem Hund. Wir kriegen Hundebabys« – »Danke, das weiß ich«, sagt Sabine.

Die Feuerwehrleute im hochmodernen Zug kommen im Freibad vorbei um Sabine und Axel abzuholen. Das war zwar nicht ihr Ziel, sie wollten ja zum Rugby-Spiel und zu ihrem Betriebsausflug. Aber nun sagen sie: »Warte hier, bis wir Bier und mehr Rauhaardackel besorgt haben und dann können wir zurück.«

Gesagt getan – sie bekommen auch noch Eis geschenkt – fahren sie mit dem Zug wieder zurück nach Mahlerten und eröffnen die größte Rauhaardackelzucht in Deutschland. Nur bei Rauhaardackel Gertrud ist einmal Bernhardiner dazwischen.

Kleines Problem unterwegs: Eis und Bier und nur eine Toilette im Zug. Auf Deck befindet sich ein großes menschenleeres Schwimmbad, wo sie Unter-Wasser-Rugby spielen, das sie zur Toilette umbauen könnten, aber nicht tun. Stattdessen "befüllen" sie es einfach beim Spielen. Zum Glück hat ja jedes Schwimmbecken einen Abfluss, so auch dieses.

In Mahlerten bei der Ankunft fangen die Hunde direkt mit der Zucht an, die Feuerwehrleute brauchen noch etwas Zeit zum Organisieren. Sarah steht am Gleis und freut sich. Sabine steigt aus dem Zug, sie umarmen sich. Sie werden ein Paar und durch die Hundezucht so reich, dass sie auf die Marienburg ziehen können und das machen sie auch! Feuerwehrdienst machen sie ehrenamtlich weiter und in Teilzeit übernimmt Sabine weiterhin die Zeitreisendenbetreuung. Eine Hälfte des Schlosses wird für die Hundezucht umgebaut.

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Wimmelbild

Bild: Ines Glawe

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Alternative Titel

  • Sabine und die Zeitreisenden
  • Zurück ins Mittelalter
  • Sabine und der Dackelunfall
  • Und es kommt immer anders als man denkt
  • Rauhaardackel und Bernhardiner
  • Hör mal, wer da sabbert
  • Die unglaublich unglaublich unglaublich fesselnde Geschichte von Sabine und Sarah Sabin.
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Themen der Geschichte

Zeitreisen, Hundevermehrung, Fremde Galaxien, Freundschaft, noch nicht entdeckte Superkraft, Lebensrettung, Fielmann, Romantik, Sittenverfall, Schwimmbecken sind nicht nur zum Schwimmen da, Freiwillige Feuerwehr, Sabber, Bier und Eis, Nasszelle.

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